Die „moderaten“ Rebellen der Jaish al Fath (Army of Conquest) in Nordsyrien?

Was soll eigentliche dieser ganze Unsinn um angeblich „moderate Rebellen“ in Syrien?

– 80% dieser „moderaten Rebellen“ tragen Bärte, die man zurecht und eindeutig mit Salafisten assoziiert
– Ihre ganzen Battaillone haben eindeutig islami(sti)sche Namen
– Sie beleidigen ihre Gegner (Syrische Armee, Hizbollah) mit religiösen Diffamierungen (Ungläubige, Apostate…)

Wer sollen denn diese „moderaten“ sein?
Die in Idlib kämpfende grösste und stärkste Rebellen-Dachorganisation ist „Jaish al Fath“ (bedeutet „Armee der Eroberung“ und das Wort „Fath“ ist eine „Hommage“ auf die frühislamischen Eroberungszüge der Muslime gegen die römischen Christen) beinhaltet als grösste Untergruppierungen zwei Gruppen, die als salafistisch und lokale „Ableger“ der Al Qaida gelten:
– Nusra Front
– Ahrar al Sham

Auch ein weiteres Mitglied, die „Jund al Aqsa“ gilt als Al Qaeda nah:
https://en.wikipedia.org/wiki/Army_of_Conquest

„The Long War Journal has previously identified Jund al Aqsa as an al Qaeda front, based on the biographies of its leadership, the group’s propaganda, and its close working relationship with the Al Nusrah Front, al Qaeda’s official branch in Syria. “
http://www.longwarjournal.org/archives/2015/05/another-al-qaeda-veteran-reportedly-killed-while-leading-jund-al-aqsa-in-syria.php#comment-73661

Weitere Mitglieder der Jaish al Fath sind tschetschenische, uighurische, türkische, uzbekische und marrokanische Verbände, die Selbstmordattentäter und Kindersoldaten einsetzen:
http://www.longwarjournal.org/archives/2015/09/saudi-al-qaeda-cleric-showcases-training-camp-for-children-in-syria.php

http://www.longwarjournal.org/archives/2015/09/uzbek-group-pledges-allegiance-to-al-nusrah-front.php

Die Russen bombardieren hauptsächlich die Jaish al Fath, aber was soll denn an ihr „moderat“ sein?

„The Turkistan Islamic Party (TIP), an Uighur jihadist group that is affiliated with al Qaeda and operates in Central and South Asia, has published photos showing its fighters engaging in combat with Syrian government forces in Hama and Latakia provinces. “
http://www.longwarjournal.org/archives/2015/10/turkistan-islamic-party-shows-fighters-on-frontlines-in-northwestern-syria.php

Warum Frankreich und GB die syrische Rebellen noch mehr bewaffnen wollen

Frankreich und England wollen – notfalls unter Umgehung des Waffenembargos der EU – die syrischen Rebellen bewaffnen.
Es fragt sich nur warum. Welche zwingenden Gründe lösen bei diesen beiden europäischen Ländern einen Drang nach weiterer Bewaffnung der Rebellen aus? Steht Syrien mit einem dieser Länder im Krieg? Und welche weiteren Schwerverbrechen müssen die Rebellen noch begehen, damit sie sich für die Titulierung „Terroristen“ qualifizieren?

Diese Absichtserklärung der beiden europäischen Länder täuscht und verharmlost den Istzustand, indem sie den Anschein erweckt, die Rebellen besässen keine Waffen. Angesichts Hunderter gesprengter syrischer Armeepanzer und Dutzender abgeschossener Hubschrauber und Kampfflugzeuge, begleitet von täglichen Youtube Videos, auf denen die Rebellen mit schweren MGs, Mörsern, Raketenwerfern, MANPADs und inzwischen auch Panzern posieren ist es grotesk zu beahupten, man möchte die „Opposition“ in die Lage versetzen sich zu verteidigen. Wie soll denn das Trugbild einer angeblich kaum bewaffneten und sich lediglich verteidigenden Opposition zu der Behauptung passen, dass selbige die angeblich schwer bewaffnete reguläre Armee des Landes aus 60% des Staatsgebiets vertrieben hat?

Die Wahrheit hinter der nahezu enthusiastischen britisch-französischen Bewaffnungslust der Rebellen kann man nur ahnen. Es wird wahrscheinlich mehr als nur eine Motivation geben. Folgendes ist denkbar:
– Beide Länder, speziell Frankreich, wollen die mehrheitlich der Unterschicht zugehörigen, teilweise fundamentalistisch veranlagten moslemischen Minderheiten durch Parteinahme für die angeblich gute, unterdrückte Seite im syrischen Konflikt besänftigen und „ruhig stellen“
– Im gleichen Zusammenhang sollen sich die radikalsten britischen und französischen Moslems durch den Versuch nach Syrien zu gelangen „outen“ und dort „optimalerweise“ den Jihad-Tod sterben, aber bloss nicht kriegserprobt zurückkommen und „Stunk“ machen
– Beiden Ländern sind wahrscheinlich von Saudi Arabien, Katar und eventuell anderen reichen Golfmonarchien signifikante wirtschaftliche Verträge in Aussicht gestellt worden. Das kann auch bilateral sein, z.B. in Form konkreter Zusagen zum Kauf von Waffen

Der Fleischwolf

Was macht man mit unterbeschäftigten islamistischen Milizionären? Man schickt sie auf immer weitere Missionen.

In September 2011 sah ich bei einer Reportage über eine siegreiche Schlacht libyscher Rebellen gegen Gaddafis Truppen auf der Rückseite des Khakihemdes eines der Kämpfer die handgeschriebene Ankündigung: „Syria, we are coming“. Libyen war noch gar nicht „befreit“, Gaddafi noch nicht verstümmelt, und schon verkündete „man“ das nächste Betätigungsfeld: Syrien.

Zehntausende in aller Regel wenig gebildete und aus der Unterschicht stammende, teilweise bereits radikalislamisierte, teilweise für radikale Ideen und Verschwörungstheorien empfängliche Männer wurden massiv mit saudischen und katarischen Geldern und Waffen versorgt, um Gaddafi zu stürzen. Nachdem Natos Bombenkampagne den Hauptanteil am Sieg dieser Rebellen gesichert hatte konnte das neue, „befreite“ Libyen sich nicht leisten, dass Heerscharen bewaffneter und selbstbewusster Milizionäre ohne Disziplin und zentrale Kommandostrukturen, und vor allem ohne Gewaltausübungshemmungen im Land herumlaufen und die neue vom Westen installierte und hofierte Regierung in Bedrängnis bringen.
Ergo mussten diese Kräfte beschäftigt und ihre Waffen und Munition verbraucht und verschlissen werden. Als Motivation musste man Panarabismus mit sunnitischem Brüderlichkeitsbewusstsein in Verbindung bringen. Also erfand und nährte man die Mär vom bösen alawitischem „Minderheitsdiktator“, der die Mehrheit der guten Sunniten-Muslime aus religiösen Gründen bekämpfe. Beharrlich wurde in den Massenmedien, speziell den vielgesehenen Satellitensendern der arabischen Welt immer wieder das Märchen wiederholt, in Syrien wäre die Mehrheit der Sunniten in wichtigen Regierungsämtern sowie in den Streitkräften und den Sicherheitsdiensten quasi nicht präsent.
(Siehe hier starke Anhaltspunkte für das Gegenteil: https://radioyaran.wordpress.com/2012/12/23/desertieren-sunniten-der-regierung-und-armee-assads/)
Die Idee hinter diesem Lügenkonstrukt war, antischiitische Gefühle speziell bei der weniger gebildeten und oft arbeitslosen sunnitischen Landbevölkerung anzustacheln und das falsche Unrechtsempfinden zu generieren, das auf eine angebliche systematische Unterdrückung der sunnitischen „Brüder“ in Syrien basieren würde.

In der Folge strömten und strömen Tausende salafistisch- oder sonstwie „radikalsunnitisch“ geprägte Jihadisten aus Ländern wie Tschetschenien, Libyen, Saudi Arabien, Irak, Libanon, Jordanien…nach Syrien um am „Jihad“ gegen das „ungläubige“ Regime Assads teilzunehmen.

Für die die Rebellen euphorisch mit „Ideologie“, Geld, Logistik und Waffen unterstützenden Golfmonarchien Saudi Arabien, Katar oder auch Kuwait hat die Heimsuchung Syriens durch die jihadistische Internationale neben der Schwächung des schiitischen Erzfeindes Iran im Fernkrieg einen weiteren Vorteil: Man hat die eigenen „Wahnsinnigen“ von der korrupten eigenen Herrschaft abgelenkt. Die Jihadisten werden am Ende Assad womöglich stürzen, werden aber auch Zehntausende ihrer erfahrensten Kämpfer verlieren. Sollte nach dem regime change in Syrien noch genügend potentielle Jihadenergie vorhanden sein, lässt sich leicht der Bedarf nach Befreiung der sunnitischen Brüder in Libanon, welche angeblich unter der Hisbollah leiden herbeiphantasieren. Alternativ könnte man sich auch gen Südwesten wenden und die wohl ebenso als „häretisch“ oder „gottlos“ zu deklarierende Regierung des Schiiten Al-Maliki beseitigen wollen. Schon heute nennen syrische Rebellen getötete Regimesoldaten öfters „Majjous“, eine abfällige Bezeichung für die (vorislamischen) Iraner.

Syrien heute, sowie Libanon und/oder Irak morgen werden also den Fleischwolf zu Gast haben, in dem nicht-sunnitische Milizen/Regierungen und salafistische Kämpfer sich gegenseitig aufreiben.

Syriens Rebellen begehen vielfältige und verheerende Terrorakte

Die bedenkliche Unterstützung, die die syrischen Rebellen durch westliche Politiker und Medien erhalten wäre nur nachvollziehbar, wenn diese schwer bewaffneten Milizen eine freiheitliche, Menschenrechte respektierende Agenda verfolgen würden. Das jedoch ist nicht im entferntesten erkennbar. Die unzähligen bestenfalls lose verbundenen Rebellenverbände bestehen nicht nur aus Syrern, sondern aus hasserfüllten ausschliesslich religiös motivierten Kämpfern aus 29 verschiedenen Ländern:
http://news.antiwar.com/2012/12/20/un-syrias-rebels-come-from-29-countries/

Der Versuch der USA und ähnlich gesonnener westlicher Massenmedien die syrischen Rebellen von den ihnen angelasteten Vorwürfen schwerer Verbrechen rein zu waschen (indem beispielsweise die Al-Nusra Front als „Terrororganisation“ eingestuft wurde) ist aus 2 Gründen kläglich fehlgeschlagen:
a) Diverse andere Gruppierungen wie u.a. die „Ahrar al Sham“, „Ghuraba al Sham“ oder „Liwa al Tawheed“ unterscheiden sich in der Wahl ihrer Mittel und Rhetorik kaum von der Al-Nusra Front
b) Eine Vielzahl verschiedener Rebellengruppierungen solidarisierten sich mit der Al-Nusra Front und protestierten gegen ihre Bezeichnung als Terrororganisation:
http://news.antiwar.com/2012/12/11/syrian-rebels-pledge-allegiance-to-al-qaeda-linked-group/

Das gleiche tat auch der frisch gekürte Chef der syrischen Opposition Moaz al-Khatib:
http://landdestroyer.blogspot.co.uk/2012/12/us-backed-syrian-opposition-demands.html

Insofern ist es nur Augenwischerei und Wunschdenken, die Al-Nusra Front als „Bad Bank“ der syrischen Rebellen herauszupicken und so zu tun als ob die breite Mehrheit der Kämpfer säkular-demokratische freiheitlich-zivilisierte Ziele verfolge.

Im folgenden sind einige der Handlungen der Rebellen aufgeführt, die jeden nachdenklich machen sollten, der noch bedingungslos daran festhält, dass diese Kräfte um jeden Preis dabei unterstützt werden sollten, in Syrien die Macht zu erlangen:

Al-Nusra Milizionär exekutiert syrische Soldaten:
http://breakingnews.sy/en/article/9655.html?m=0

Beispiel für Industrie- und Infrastrukturterrorismus durch die Rebellen:
http://syrieninfo.blogspot.de/2012/12/terroranschlag-auf-stromversorgung.html

Sprengung von Gaspipeline, die E-Werke versorgt:
http://abcnews.go.com/International/wireStory/international-envoy-warns-failed-state-syria-18095595#.UOTEzqzxH8s

„Ermordungen, Entführungen und Erpressungen all derer, die nach wie vor im Dienste des Systems stünden, zählten spätestens seit Ende vergangenen Jahres zu den wichtigsten Taktiken der Rebellen in Syrien“
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/syriens-wirtschaft-im-visier-der-rebellen-1.17318676

Von Saudi Arabien propagierte geistige Krankheit „Salafismus“ infiziert syrischen Mann in Aleppo, der seine Frau deshalb tötet, weil sie mit Assad sympathisiert. Das sind die moralisch-ethisch überlegenen syrischen Oppositionellen, die Assad ersetzen sollen:
http://www.dailystar.com.lb/News/Middle-East/2012/Dec-19/199155-syrian-man-shoots-dead-russian-pro-assad-wife.ashx#axzz2FWzMo88r

Beispiel für gezielte Attacken auf (Pro)Regime-Journalisten durch Rebellen: „Rebels reportedly kill Syrian TV cameraman near Damascus“
http://www.timesofisrael.com/rebels-reportedly-kill-syrian-tv-cameraman-near-damascus/

Beispiel für die systematische Zerstörung syrischer Kulturgüter und städtischer Infrastruktur:
„Weeks ago, most of the souk – the living pulse of Aleppo for centuries – was set on fire and destroyed by the „rebels“ of the so-called Free Syrian Army (FSA).“
www.atimes.com/atimes/Middle_East/NL22Ak03.html

Systematischer Diebstahl und Plünderung privaten und staatlichen Eigentums durch die Rebellen:
http://www.guardian.co.uk/world/2012/dec/27/syrian-rebels-scramble-spoils-war

Attacke auf Elektrizitätswerk: „An attack by Syrian rebels on an electricity pylon on Friday caused a power outage in several areas of Damascus“
http://blogs.aljazeera.com/topic/syria/rebel-attack-cuts-damascus-power-syrian-state-tv-says

Auch vor Krankenhäusern machen die Rebellen nicht halt. Erstere werden – da sie zuvor vom verhassten Staat betrieben wurden – „gereinigt“, was neben der Zerstörung von Gebäuden und Material, sowie Gefährdung bis hin zur Tötung von Patienten auch die bedeutet, dass Ärzte und Personal in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dann sind da die Attacken der Rebellen auf dichtbesiedelte Palästinenser-Flüchtlingsläger. Gemäss der Logik der Rebellen sind diese Läger mindestens teilweise legitime Ziele, da die dort aktiven Fraktionen der PFLP-(GC) (Ahmed Gibril) wegen ihrer Pro-Regime-Haltung „Komplizen“ des Assadregimes seien. Die Medien berichten dann mit geheucheltem Mitleid über die Misere der dortigen Bevölkerung, wenn die syrische Armee bei der Bekämpfung der eingedrungenen Rebellen bedauerlicherweise auch Zivilisten tötet, ignorieren aber geflissentlich, dass Tod und Verderben die Zivilbevölkerung – analog zum Schicksal der Bewohner Aleppos – erst befielen, als die Rebellen die Wohngebiete betraten.

Es hat nichts mit Propaganda der syrischen Regierung zu tun, wenn man Attacken auf Elektrizitätswerke, Gasleitungen, Zugschienen, Fabriken und ihre Arbeiter oder auch auf Krankenhäuser (oft von den Rebellen als „Befreiung“ bzw. „Bereinigung“ dieser Einrichtungen bezeichnet) Terrorismus nennt.
Stundenlange Stromausfälle in einem Land der dritten Welt bedeuten Tonnen von verdorbenen Lebensmitteln, das Nichtfunktionieren von medizinischen Geräten in privaten Haushalten, den Verlust von Warmwasser und Heizung, totalen Stillstand bei Fabriken und Firmen und vielfach auch eine starke Gefährdung von Krankenhauspatienten, wenn die Notstromaggregate nicht vorhanden sind oder nur eingeschränkte Kapazitäten haben.

Jihadisten-Recyclinganlage Syrien

Es scheint, dass mit dem Segen und der logistischen Hilfe einiger Natostaaten und speziell über die türkische Grenze gezielt und massiv salafistisch geprägte Jihadisten aller Länder, mehrheitlich natürlich Araber, nach Syrien gebracht werden, um gegen das syrische Regime zu kämpfen.
Die sowohl zahlen- als auch bedeutungsmässige Rollensteigerung radikaler Gruppen wie die Al-Nusra Front im syrischen Konflikt ist besorgniserregend und wirft wesentliche Fragen auf:
a) Warum ist eine angeblich volksmehrheitliche Revolution in einem Land mit 22 Mio. Einwohnern dermassen auf kräftige militärische (und teilweise eindeutig terroristische) Schützenhilfe durch unübersehbar religiös motivierte Nichtsyrer angewiesen?
b) Werden die (angeblich oder tatsächlich) friedlich und unbewaffnet für Reformen und Freiheiten demonstrierenden oppositionellen Syrer tatsächlich durch ein Gremium „legitim“ repräsentiert, dessen militärischer Arm seine grössten Erfolge der letzten Monate durch jene jihadistischen Gruppierungen erzielt hat, die sich beim Enthaupten, Foltern und Massenexekutieren wehrloser Gefangener filmen?

Wenn man hört, dass sich Gruppierungen wie die genannte angeblich 10.000 Mann starke Nusra Front oder die „Ahrar al Sham“ inzwischen auch mit kurdischen Milizen bekriegen, könnte der Eindruck entstehen, die Importierung solcher Fundamentalisten nach Syrien diene auch weiteren Zwecken. Möglich wäre:
– Türkisches Motiv: Die PKK soll geschwächt werden, indem ihre Kräfte zur Verteidigung ihres eigenen Reviers im Norden Syriens gebündelt werden und sie in einen ethnischen Konflikt Araber vs. Kurden eingezogen wird
– (Primär) amerikanisches Motiv: Jihadisten-Recycling. Vor allem libysche Jihadisten sollen ihre Waffen und ihre religiös getriebene Kampfkraft in Syrien verausgaben, anstatt sie im vermeintlichen „Nato-Erfolgsland“ Libyen ihr Unwesen treiben

Die mittel- und langfristigen Ziele sind folgende:
– Die immer mehr auf den Geschmack kommenden primär libyschen Jihadsöldner sollen als weitere Aufgabe in Libanon mitmischen und die Hisbollah schwächen.  Ihr salafistisches menschenverachtendes Herrenrassendenken verleiht diesen Jihadisten mehr als genug Motivation, die „schiitischen Ungläubigen“ (die in der wahhabitisch-salafistischen Weltanschauung ohnehin „schlimmer als Juden und Christen“ sind) zu bekämpfen.
– Bei Bedarf (so etwa wenn ein Nuri al Maliki auf die Idee kommen sollte sich noch mehr Richtung Iran und Russland zu öffnen und seine Waffen primär bei Russland anstelle der USA zu kaufen) kann man die Jihadisten verstärkt gegen die Schiitenregierung Iraks hetzen.

Makabre Stereotypen des syrischen Bürgerkriegs

Wenn die Massenmedien sich einem „Schurkenstaat“ widmen und dessen zum „Schlächter“ umdefinierten Herrscher mit allen lauteren und unlauteren Mitteln diffamieren und dämonisieren wollen, dann wiederholen sich in der Berichterstattung bestimmte „Gräueltatsmuster“, die allesamt stets mit dem Regime assoziiert werden.

Bei folgenden berichteten Verbrechen ist der Zuhörer/Zuschauer/Leser kontinuierlich und umfangreich dahingehend konditioniert worden, stets die syrische Regierung/Armee als Täter zu sehen. Für jeden dieser Sachverhalte bringe ich ein Beispiel dafür, dass die Rebellen dahinter gesteckt haben:

Diese Beispiele sollen den Leser zu mehr Skepis veranlassen. Er muss sich fragen, ob er seine Einstellung und Haltung in diesem Konflikt zu sehr von der offensichtlich sehr tendentiösen und oft manipulativen Berichterstattung der Massenmedien beeinflussen lässt.

Ein sich wiederholender und deshalb inhaltlich sehr verdächtiger Stereotyp mit dem Zweck die syrische Regierung und Armee zu verleumden sind die vielfachen Berichte der „Aktivisten“ über angebliche Bombardierungen von Moscheen in denen – natürlich – Frauen und Kinder saßen – durch die Luftwaffe. Der neueste Fall stellte eine weitere Steigerung der vermeintlichen Niederträchtigkeit der Armee dar: Dieses Mal wurde nicht nur mal wieder eine Moschee bombardiert, sondern auch noch eine, die sich im Flüchtlingslager Yarmouk befindet. Man stelle sich vor: Die ohnehin seit Jahrzehnten unterdrückten und vertriebenen Palästinenser sind sogar in den Moscheen ihrer Camps nicht sicher. Keiner fragt sich warum denn das Assadregime Hunderttausende Palästinenser ausgerechnet vor den Toren von Damascus untergebracht habe, wenn sie sie doch angeblich gnadenlos eliminieren wolle.  Seit über 30 Jahren ist Syrien deshalb international isoliert und geächtet, weil man sich für die Palästinenser engagiert.
In diesem speziellen Fall ignorierten die meisten Medien auch, dass ein Sprecher der Palästinenser einen Angriff der syrischen Luftwaffe auf das Yarmouk-Lager dementierte.
Objektiv betrachtet begann Chaos und Gewalt im Lager Yarmouk erst als Hunderte von Rebellenkämpfern in das Territorium eindrangen. Man muss schon blind und äusserst „kreativ“ sein, um die Regierung Syriens für die Kämpfe in Yarmouk zu beschuldigen.

Massaker bzw. „Völkermord“? Eine Analyse der Opferzahlen im Syrienkonflikt

Von Hillary Clinton über Francois Hollande bis Tayyip Recep Erdogan, wann immer es darum ging das syrische Regime nicht nur zu kritisieren sondern gleich zu verteufeln wurde das Wort Massaker benutzt. Assads „Schergen“ (also nicht Soldaten, Polizisten oder andere Streit- und Sicherheitskräfte) sind seit März 2011 immer wieder in Massakern (an der Zivilbevölkerung) involviert. Speziell Erdogan ging sogar so weit von einem Völkermord zu sprechen, welchen er dem „Schlächter“ Assad vorwarf.

In diesem Artikel soll anhand des vorhandenen Datenmaterials, welches durch internationale Medien verbreitet wurde untersucht werden, ob bzw. in welchem Umfang der laufende Bürgerkrieg in Syrien ein Massaker staatlicher Kräfte gegen die Zivilbevölkerung darstellt.

Zu diesem Zweck beziehe ich mich auf die Angaben der „Syrian Observatory for Human Rights“ (SOHR) aus London, unabhängig davon, in welchem Masse diese Quelle vertrauenswürdig und zuverlässig ist, da sie die Hauptquelle ist, auf die sich speziell die eindeutig antisyrischen Nachrichtenorganisationen Aljazeera, Al-Arabiyyah, BBC oder New York Times beziehen.

Laut SOHR (Stand 22.08.2012) hat es in Syrien bisher insgesamt etwa 24,500 Tote gegeben.
http://en.wikipedia.org/wiki/Casualties_of_the_Syrian_civil_war

Mindestens 8000 Tote sind syrische Soldaten und Polizisten:
http://www.dailystar.com.lb/News/Middle-East/2012/Aug-30/186165-over-8000-regime-forces-killed-in-syria-military-hospital.ashx#axzz252JSN1px
Die Zahl der toten regimetreuen, überwiegend aber nicht ausschliesslich alawitischen Paramilitärs der „Shabiha“ ist nicht bekannt, aber laut SOHR sollen einige Tausend Shabiha getötet worden sein. SOHR-Sprecher Abdel-Rahman sagt dass die Zahlen „do not include armed groups supported by the shabiha (pro-regime militia), of which thousands have been killed since the start of the clashes“:
http://www.geo.tv/GeoDetail.aspx?ID=52428
Wir interpretieren diese Angabe konservativ und gehen pauschal von 2000 getöteten Shabiha aus, auch wenn die Möglichkeit naheliegt, dass einige der Toten missliebige Zivilisten waren, die von den Rebellen nach ihrer Tötung als Shabiha deklariert wurden, um Morde zu legitimieren.

In der Summe hat also das Regime mindestens 10000 Verluste gehabt

Auf Rebellenseite werden als „Deserteure“ (defectors) einzig jene getöteten Rebellen genannt, die vorher aus der syrischen Armee übergelaufen  waren.
Die Zahl dieser toten Rebellen wird mit 1050 angegeben:
http://www.nowlebanon.com/NewsArchiveDetails.aspx?ID=430099

Erst Ende Mai 2012 gab SOHR-Sprecher Abdel-Rahman zu, dass die mit Abstand grösste Opfergruppe der „Zivilisten“ auch die getöteten Rebellen beinhalte, die nicht Armeedeserteure waren:
http://m.aljazeera.com/SE/201272275230449605

Schon vorher wurde dies auch von dem Reporter Nir Rosen in einem Bericht für Aljazeera wie folgt festgehalten:
„Many of those reported killed are in fact dead opposition fighters, but the cause of their death is hidden and they are described in reports as innocent civilians killed by security forces, as if they were all merely protesting or sitting in their homes.“
http://www.aljazeera.com/indepth/features/2012/02/201221315020166516.html

Die aktuellste Angabe der toten „Zivilisten“ beziffert die Zahl auf etwa 17,300:
http://www.nowlebanon.com/NewsArchiveDetails.aspx?ID=430099

Eine schätzweise Extrapolation dieser Zahl lässt eine Aktualisierung auf 18,000 Menschen realistisch erscheinen. Um die Zahl der tatsächlichen Zivilisten unter diesen 18,000 Toten zu schätzen mache ich Quervergleiche zu anderen, zumindest teilweise vergleichbaren Konflikten. In aller Regel kann davon ausgegangen werden, dass eine reguläre Armee – erst recht auf heimischem Boden –  aufgrund grösserer Personalstärke, besserer Organisation, Rückgriffs auf meist mehrere Geheimdienste, Besitzes schwerer Waffen, Luftüberlegenheit, etc. ihrem Gegner deutlich mehr Verluste zufügt als sie selbst erleidet.
Folgende Quoten/Verhältniszahlen existieren:

Für Syrien halte ich ein Verhältnis von 1:1,75 für realistisch, d.h dass auf jeden toten der Regimestreitkräfte „1,75“ tote Rebellen kommen. Das würde bedeuten, dass „statistisch“ ca. 17,500 Rebellen getötet worden sein müssten. Es blieben also „lediglich“ 500 Tote, die man wirklich als Zivilisten bezeichnen könnte. So unnötig und bedauerlich auch jeder einzelne (zivile) Tote ist, von einem Massaker bzw. sogar Völkermord kann absolut nicht gesprochen werden. Diese geschätzte Zahl ist sehr wahrscheinlich nicht ganz richtig. Sie verdeutlicht aber, dass entgegen der sehr einparteiischen und hetzerischen Berichterstattung die syrische Armee keine systematischen grossen Massaker an der Zivilbevölkerung begeht. Es stellen sich zudem folgende Fragen:

  1. Wieviel Prozent der zivilen Toten gehen auf das Konto des Regimes und wieviel sind Opfer der Rebellen?
  2. Wieviele dieser Menschen sind gezielt von einer der beiden Konfliktseiten getötet worden und wieviele sind „Kollateralschäden“?

Auch die vergleichsweise sehr hohen Verlustzahlen der Regimeseite verstärken nicht den Verdacht vorsätzlicher, rücksichtsloser Tötung von Zivilisten. Hätte die blutrünstige und nichtdifferenzierende Absicht bestanden soviele Zivilisten wie möglich zu töten, weil man ihnen pauschal Nähe zu den Rebellen unterstellte, hätte das Regime viel früher im Konflikt und wesentlich massiver die Luftwaffe einsetzen müssen. Im Gegenteil zeigen die hohen Verluste des Regimes an Mann und Material, dass die Armee auf das sichere grossflächige  Fernbombardement feindlich eingestufter ziviler Gebiete weitestgehend verzichtet hat und stattdessen sich in unmittelbare Nähe von Rebellenstellungen begeben hat.

Warum der „Annan-Plan“ scheiterte: Die inoffizielle Begründung

Folgt man der Berichterstattung der meisten „Mainstream-Medien“ (inklusive der öffentlich-rechtlichen „Quellen“), so scheiterte Kofi Annans 6-Punkte Plan zur Befriedung Syriens fast gänzlich an der syrischen Regierung.

Es gibt aber andere, abweichende Fakten, die man aber offenbar gerne ausklammert:

  • Wie inzwischen bekannt ist hat Obama in etwa zeitgleich mit dem Start von Kofi Annans Initiative „heimlich“ grünes Licht für die Unterstützung der syrischen Rebellen (FSA) gegeben:
    >>> As Reuters reported, President Obama signed a secret order earlier this year—this is, when the U.S. was publicly playing lip service to the Annan peace plan—which permits the “C.I.A. and other U.S. agencies to provide support that could help the rebels oust Assad.” <<<
    http://www.counterpunch.org/2012/08/07/stoking-the-syrian-inferno/
  • Saudi Arabien und Katar sabotierten Annans Plan schon sehr früh, als sie völlig unverhohlen Millionen an USD als „Sold“ (bzw. Lockmittel für syrische „Wackelkandidaten“) sowie zum Kauf von Waffen den syrischen Rebellen bereitzustellen begannen:
    http://www.washingtonpost.com/world/national-security/syrian-rebels-get-influx-of-arms-with-gulf-neighbors-money-us-coordination/2012/05/15/gIQAds2TSU_story.html
    Lediglich eines von offenbar fünf Schiffsladungen an Waffen für die Rebellen wurde vorzeitig entdeckt und (von der libanesischen Marine) beschlagnahmt:
    http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-17885085
    http://www.counterpunch.org/2012/05/04/the-lutfallah-ii-arms-smuggling-scandal/
  • Die Regierungen der Syrien umfassenden Länder (Türkei, Libanon, Jordanien und Irak) waren weitestgehend entweder nicht in der Lage oder nicht gewillt zu verhindern, dass Waffen von ihren Ländern aus nach Syrein eingeschleust werden und (oft nicht-syrische) Kämpfer ihre Grenzgebiete als Plattform für Angriffe auf syrische Streitkräfte und Polizisten sowie als Rückzugsort für anschliessende Fluchtaktionen missbrauchten
  • Kein einziger Punkt im Annan-Plan sah Sanktionen oder sonstige „Strafmassnahmen“ für die Rebellen oder ihre ausländischen Unterstützer vor
  • Das Zurückziehen schwerer Waffen durch die syrische Armee bedeutete, dass (zurück)eroberte Vorposten der Armee in der Nähe von Rebellenhochburgen leichte Beute für die FSA würden, deren mit mittelschweren Waffen (u.a. RPG-Panzerfäuste) ausgestattete Kämpfer speziell in ländlichen Gebieten einerseits deutlich in der Überzahl waren (sind) und andererseits sich aufgrund ihres „zivilen“ Äusseren unauffällig den in der Regel von wenigen wenigen Soldaten bewachten Checkpoints nähern konnten. Dieser erste Punkt des Annan-Plans war – wenn auch eventuell ungewollt – faktisch eine eindeutige Parteinahme für und militärische Bevorteilung der Rebellen. Welcher Logik folgend muss eine sich im Bürgerkrieg befindende Armee, die einer Vielzahl gut bewaffneter Rebellen gegenüber steht, auf ihre besten Trümpfe verzichten? In zig „Erfolgsvideos“ der Rebellen auf Youtube sieht man, wie Kämpfer von Dächern und Fenstern von Wohnhäusern und sonstigen zivilen Gebäuden Panzer und Truppentransporter des Regimes sprengen. Sollte aber ein Panzer oder ein Hubschrauber des Regimes solche Rebellenstellungen beschiessen hiesse es sofort „Assad lässt Wohnviertel bombardieren“. Dass eine Vielzahl der als „Zivilisten“ deklarierten Opfer FSA-Kämpfer sind ist bekannt:
    >>> Every day the opposition gives a death toll, usually without any explanation of the cause of the deaths. Many of those reported killed are in fact dead opposition fighters, but the cause of their death is hidden and they are described in reports as innocent civilians killed by security forces, as if they were all merely protesting or sitting in their homes. Of course, those deaths still happen regularly as well. <<<
    http://www.aljazeera.com/indepth/features/2012/02/201221315020166516.html
  • Wie zu erwarten war waren es die Rebellen, die von den wenigen Tagen als der Annan-Plan zumindest teilweise befolgt wurde profitierten:
    >>> The UN monitoring team says that during the ceasefire „the level of offensive military operations by the government significantly decreased“ while there has been „an increase in militant attacks and targeted killings“. <<<
    http://www.independent.co.uk/opinion/commentators/patrick-cockburn-i-fear-this-terrible-massacre-will-be-the-beginning-of-a-long-civil-war-in-syria-7791348.html
  • Die Rebellen aber auch grosse Kreise der sie unterstützenden westlichen und „golfmonarchischen“ Politiker und Medien mockierten vom ersten Tag den Annan-Plan, dessen Scheitern sie im Voraus fast schon schadenfroh verkündeten. Ein Rebellensprecher ging sogar so weit zu sagen, man fühle sich an keinerlei Absprachen mit dem syrischen Regime mehr gebunden, da man das Regime nicht für legtimen Vertreter des syrischen Volkes halte.
    Darauf lässt sich entgegnen, dass die Umstände der Machterlangung und des Machterhalts der herrschenden Baathpartei gewiss nicht modernen, demokratischen Massstäben entsprechen. Sind denn aber die Rebellen in irgendeiner Weise legitimerer Vertreter des syrischen Volkes? Haben sie eine eindeutige politische oder militärische Führung bzw. eine klar definierte parteipolitische Agenda? Haben sie sich denn irgendwann irgendwo zur Wahl gestellt und demokratisch legitimieren lassen?Solch arrogantes Gabaren der vermeintlich unterlegenen und unterdrückten Seite zeugt von einer eindeutig selbstbewussten, wenig kompromissbereiten Haltung einer Konfliktpartei, die über wesentliche finanzielle und materiell-logistische Unterstützer bzw. Drahtzieher verfügt, die ihr in keinster Weise grünes Licht für Verhandlungen geben. Einigung ist in diesem Szenario offenbar nicht vorgesehen.

Diese einseitige und selbstgerechte Beschuldigungsberichterstattung ist bekannt: Die Kriege gegen den Irak in 1991 und 2003 waren angeblich einzig die Folge der sturen und unkooperativen Haltung Saddam Husseins. Grundsätzlich ist in jedem Konflikt der letzten Jahrzehnte der meistens bereits im Vorfeld ausgemachte und deklarierte Feind des „Westens“ (und seiner lokalen Sympathisanten) ausschliesslich „schlecht“ und an allem üblen schuld:

  1. Im Irak-Iran-Krieg wurden die Iraner als die „bad boys“ porträtiert, obwohl die Iraker den Krieg begannen und später auch chemische Waffen einsetzten.
  2. Den selben Irakern blieb aber nach 1988 (dem Ende des Kriegs mit Iran) nur noch die Rolle des „Schurkenstaats“. Plötzlich wurden bestimmte Worte und Phrasen dauernd gegen den Irak verwendet: „Terror“, „Gräueltat“, „Provokation“…

Assad, die Rebellen und „Kontrolle“ (des Landes)

Immer wieder heisst es, die Regierung Assads habe die Kontrolle über weite Teile des Landes verloren. Der Ex-Premier Hijab sagt, die Regierung kontrolliere nur noch 30% des Landes. Es ist nicht klar, ob sich das auf Fläche oder auf Einwohner Syriens bezieht.
Unabhängig davon, in wie weit solche Prozentangaben eines Mannes, der bis kurz vor seiner Flucht Damaskus monatelang nicht verlassen hatte, zuverlässig sind, stellt sich die Frage nach der Definition von „Kontrolle“.
Was genau bedeutet Kontrolle bzw. im Falle der syrischen Regierung der angebliche oder tatsächliche Kontrollverlust?

Ist die Kontrolle an eine spezifische Gruppierung verloren gegangen oder sind weite Teile des Landes „ausser Kontrolle“?
Es ist viel wahrscheinlicher und zu bedauern, dass eher letzteres auf Syrien zutrifft.
Die Regierung wird mangels Ressourcen und Priorität nicht überall im Lande im „Rückeroberungmodus“ sein, aber wie sieht es in den ausser Kontrolle geratenen Gebieten aus?
Ist davon auszugehen, dass tatsächlich die absolute Mehrheit der Bewohner dieser Gebiete nicht nur gegen Assad waren sondern auch aktiv für die Rebellen, durch welche sie sich nun als befreit betrachten?
Ist die Agenda der ursprünglichen, zumindest weitestgehend friedlichen Demonstranten überwiegend deckungsgleich mit jener der Rebellen und ihrer internationalen Unterstützer?
Die Berichterstattung tendenziöser Quellen wie „Syrian observatory…“, Aljazeera und co. setzt – wahrscheinlich nicht zufällig – Unzufriedenheit mit dem syrischen Regime mit Sympathie und Anhängerschaft für die Rebellen gleich, als ob jeder Syrer entweder – extrem ausgedrückt – ein Shabiha ist oder einer der „Thuwwar“ (Revolutionäre).
Das gleiche gilt übrigens für das Thema der Flüchtlinge. Es soll bewusst der Eindruck erzeugt werden, als ob alle Flüchtlinge vor oder wegen Assad fliehen und damit eindeutig Sympathisanten der Rebellen sind.
Dass das eklatant falsch ist konnte man an Interviews mit und Bildern von Pro-Assad-Flüchtlingen in Jordanien und Libanon sehen.

Weitere wichtige Fragen wären folgende:
– Sind die „befreiten“ Gebiete zu Inseln der Glückseligen geworden?
– Sorgen die Rebellen für fortbestehende Anbindung dieser Ortschaften an das zentrale staatliche Strom-, Gas-, Wasser- und Telefonnetz(, welche sie mit Freude in den „nichtbefreiten“ Gebieten sabotieren und zerstören)?
– Was ist mit Müllabfuhr? Was ist mit staatlichen Krankenhäusern? Was ist mit staatlichen Schulen? Was ist mit der Arzneimittelversorgung?
– Werden all diese Lücken von den vielen heterogenen lokalen „Rebellenregieurungen“ gefüllt?
– Kann man davon ausgehen, dass die befreiten Bevölkerungen frei protestieren dürfen, wenn sie mit der „Performance“ der Befreier nicht glücklich sind? Oder werden sie angesichts der von den Rebellen auf Video festgehaltenen religiös zelebrierten Lynchmorde an regimetreue Zivilisten eingeschüchtert sein?
Wenn ja: Ist das jetzt ein Fortschritt vom Polizeistaat Assads?

Angesichts dieser besorgniserregenden Fragen ist es sehr naiv und pauschalisierend den Kontrollverlust der syrischen Regierung als eine ausschliesslich positive Entwicklung zu bewerten, als ob die einzige Tätigkeit der Regierung darin bestanden hätte, friedliche Proteste gewalttätig zu niederschlagen.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass
a) die meisten verlorenen/“befreiten“ Gebiete ländliche Gebiete entlang der Grenzen von assadfeindlichen Staaten/Staatsgebieten sind (Jordanien, Türkei, Libanon, Irak)
b) die grossen Städte allesamt ganz oder überwiegend von der Regierung kontrolliert werden
c) die Rebellen auf massive, auch personelle Hilfe aus teils weit entfernten Ländern wie Libyen angewiesen sind, obwohl sie behaupten, die breite Mehrheit der Syrer hinter sich zu haben
d) die grossen Massendemos ausbleiben, obwohl das Regime angeblich um den Fall von Damaskus und Aleppo zu verhindern, grosse Truppenkontingente aus anderen Gebieten abziehen musste
e) der Bürgerkrieg nicht wie behauptet von Seiten Assads „sektiererisch/spalterisch“ betrieben wird sondern eindeutig und vehement von Seiten der Rebellen und ihrer wahhabitischen Unterstützer aus Saudi Arabien und Katar mit samt den vielen hetzerischen Radikalpredigern und entsprechenden Satellitenprogrammen

Absolute Kontrolle im Sinne völliger Abwesenheit von bewaffneter Oppositionsaktivität kann kein Drittweltland wie Syrien erreichen, wenn es einerseits Opfer von Isolation und Sanktionen ist und andererseits einem feindlichen ausländischen Umfeld ausgesetzt ist, das den Schmuggel von Waffen und Kämpfern aktiv fördert.
Insofern werden aufflackernde Schiessereien in Damaskus überbewertet. Die Rebellen fallen weder sprachlich noch optisch auf, wenn sie sich zivil gekleidet in normalen PKWs bewegen und an Polizisten bzw. Soldaten heranpirschen um „hit and run“-Attacken auszuführen.
Natürlich kann Assad nicht wie die Israelis in der Westbank oder die Amerikaner in Bagdad riesige Mauern mit Stacheldraht und Wachtürmen bauen und die Hauptstadt des Landes in eine Grosskaserne verwandeln.