Der Westen, allen voran europäische Medien und Politiker sind bemüht zu betonen, wie einheitlich und systematisch sie Putin isolieren, doch diese demonstrative Zuschaustellung entschlossenen Verhaltens stellt die Europäer insofern bloss, dass das immense Ausmass ihrer Doppelmoral klar wird.
Russland soll für seine Ukraine-Politik „bestraft“ werden. Daher die Isolation Putins doch diese vermeintlich logische Ursache-Wirkung-Kette wirft Fragen auf, die die Europäer in wenig gutem Licht belassen:
1. Warum werden Israel und Netanjahu nicht isoliert, wo doch Israels Besetzung der Westbank, die Blockade und das heftige Bombardement des Gazastreifens und der fortwährende Siedlungsbau auf besetztem Territorium weit tödlicher, verheerender und völkerrechtswidriger sind als die Annexion der Krim.
Erstens war die Krim vor wenigen Jahrzehnten noch Teil Russlands und wurde erst 1954 der Ukraine „übergeben“:
http://www.politifact.com/punditfact/statements/2014/mar/02/david-ignatius/historical-claim-shows-why-crimea-matters-russia/
http://www.npr.org/blogs/parallels/2014/02/27/283481587/crimea-a-gift-to-ukraine-becomes-a-political-flash-point
Zweitens gab es auf der Krim eine Umfrage, in der eine breite Mehrheit den Anschluss an Russland befürwortete. Nichts dergleichen kann über den Gazastreifen und seine Bewohner gesagt werden.
2. Warum „isolierten“ die Europäer nicht die USA und Grossbritannien (bzw. ihre Regierungen) in 2003?
Nach 12 Jahren unmenschlicher Sanktionen, die bis zu einer Million Irakern das Leben kosteten, griffen die USA und Grossbritannien den Irak auf Basis fadenscheiniger Anschuldigungen (Verbindung Iraks zu 9/11) und glatter Lügen (Irakischer Besitz von Massenvernichtungswaffen) an. Hunderttausende Iraker wurden getötet oder verletzt, das ganze Staatswesen zerbrach, Sach- und Infrastrukturschaden in zwei- bis dreistelligem Milliardenwert (USD) wurde angerichtet, über Hunderttausend amerikanische und britische Soldaten besetzten das Land, ein Bürgerkrieg mit bis heute zehntausenden Toten brach in der Folge aus, amerikanische Söldner erschossen unbestraft Einheimische, im Abu Ghuraib-Gefängnis folterten Amerikaner Iraker…
Das amerikanisch-britische Verbrechen im und gegen den Irak mit der russischen Annexion der Ukraine oder der Unterstützung pro-russischer Seperatisten in der Ostukraine vergleichen zu wollen ist, wie wenn man die Lehmanpleite mit der Insolvenz eines regionalen Mittelstandsunternehmens vergleicht.
Wo waren die (anderen) Europäer da, um Sanktionen gegen die USA/GB anzudrohen und zu implementieren?
Wurde Tony Blair von irgendwelchen Gipfeltreffen ausgeladen?
Wurde George W. Bush isoliert?
Die „Empörung“ der Europäer über Putin und Russland wirkt verlogen, heuchlerisch und vor allem lächerlich und dreist, wenn man bedenkt, dass ihr amerikanischer Natopartner USA seit Jahrzehnten in fremde Länder einmarschiert bzw. sie gern auch ohne UN-Mandat bombardiert. Anstatt die USA dafür zu isolieren, dass ihr Präsident G.W. Bush diese als „irrelavant“ bezeichnete, echauffieren sich die Europäer darüber, dass China und Russland im Sicherheitsrat der gleichen UN den nächsten auf Lügen basierenden Angriffskrieg (gegen Syrien) durch ihre Vetos verhinderten.
Sicher kann man auch davon ausgehen, dass weder die Europäer noch die USA sich irgendeiner Schuld bezüglich der Tragödie bewusst sind, die Libyen befallen hat, nachdem Natobomber mit dem „Segen“ eines inhaltlich „verdrehten“ UN-Mandats dort Islamisten zum Sieg verhalfen. In der Folge zerbrach auch dort jegliches Staatswesen. Statt regulärer Sicherheitsstrukturen gibt es in dem Land Hunderte, teils mit schweren Waffen ausgestattete Milizen, die die Menschen terrorisieren.
Die Väter und Mütter des Libyenkriegs sind Sarkozy, Cameron, Obama und Clinton. Keiner von ihnen wurde während seiner Amtszeit deshalb isoliert, und bei Clinton muss man befürchten, dass sie sogar US-Präsidentin werden könnte.